Der französische Philosoph und Schriftsteller Baptiste Morizot hat in seinem großartigen Buch „Philosophie der Wildnis oder Die Kunst, vom Weg abzukommen“ den Begriff des „sich einwaldens“ beschrieben, jenen Ausdruck, der im Sprachgebrauch kanadischer Waldläufer für das achtsame Durchschreiten einer Landschaft steht. Aus dem Empfinden emotionaler Eindrücke heraus, können wir das Bewusstsein für eigenes nachhaltiges Handeln schaffen, Toleranz und Rücksicht allem Andersartigen gegenüber lernen und Verantwortung für Natur, Umwelt und letztendlich auch für unsere Mitmenschen übernehmen. Eine Gesellschaft, die Wildnis bewusst zulässt, muss sehr weit entwickelt sein. Sie hat akzeptiert, der Natur ein Eigenrecht zuzugestehen und ihr ein Selbstbestimmungsrecht einzuräumen, das manchmal auch zu unvorhergesehen Entwicklungen führen mag. „Natur Natur sein lassen“ erfordert nicht mehr und nicht weniger als das tolerierende Zulassen und Beobachten einer Umwelt, in der der Mensch nicht Mittelpunkt, sondern Teil des Ökosystems ist. „Zulassen“ selbst ist nicht allzu schwer – der „Gewinn“ jedoch, der uns als Besucher:in solcher Wildnisgebiete möglich zu sein scheint, ist großartig!.
Diese alte Zirbe thront seit Jahrhunderten im Bergwald des Toten Gebirges, von unzähligen Stürmen umtost, aber unbändig in ihrer Kraft und Ausdauer
Ansel Adams
Der Titel ist eine bewusste Hommage an die klassischen Arbeiten von Eliot Porter, einem der großen Meister der subtilen Landschaftsfotografie. Intime Portraits von einer unberührt anmutenden Natur also, wobei Licht und Schatten ebenso miteinander wechseln, wie die einzelnen Jahreszeiten den Bildern ihren jeweiligen farblichen Reiz und besonderen Ausdruck verleihen. Die gezeigten Landschaften sind zumeist in allernächster Umgebung meines Wohnortes in der Obersteiermark zu finden, und nur selten war zum Erreichen der Fotostandorte eine längere Weg- oder gar Fahrstrecke notwendig.
Gemeinsam ist allen Bildern jedoch, dass sie fast ausschließlich in Nationalparks, strengen Naturschutzgebieten oder Wildnisgebieten aufgenommen wurden, eben jenen letzten Orten, an denen die Natur in all ihrer Vielfalt und Selbstverständlichkeit noch erlebbar ist. Denn selbst inmitten der entrückten Landschaft der Obersteiermark hat der Mensch durch Jahrhunderte hindurch seine Spuren hinterlassen – sei es durch Bergbau, Almwirtschaft oder die Nutzung der als schier unerschöpfliche Ressource erscheinenden Wälder. Allerdings besteht in manchen Gebieten seit wenigen Jahrzehnten wieder die Chance, Natur Natur sein zu lassen, ursprüngliche Dynamiken zuzulassen, und für den Menschen die Möglichkeit, sich auf die Rolle des stillen Betrachters – und Bewunderers – einer ursprünglichen, „wilden“ Landschaft zurückzuziehen.
Hermann Hesse
Eine alte Buche am Wegesrand, im letzten Licht eines späten Herbsttages… die tiefstehende Sonne verzaubert ihre letzten verbliebenen Blätter zu glanzvollen Schmuckstücken, bevor die nächsten stürmischen Tage den Winter einleiten! Knorrig steht sie da, vielfach gebrochen und verletzt, und schwer mit Moosen und Flechten bepackt… Und dennoch: Seit unzähligen Jahrzehnten behauptet sie hier ihren Platz, bleibt standhaft und streckt jedes Jahr erneut ihre Blätter zum Licht… und sendet mit ihrem bunten Laub und ihrer eindrucksvollen Gestalt jedem Wanderer einen stillen Gruß zu: „Lass dich nie unterkriegen!“
Ein Professor der Forstakademie Marienbrunn, der Vorläuferinstitution der Universität für Bodenkultur, anlässlich einer Exkursion mit Studenten in den Rothwald 1869
Wildnis zulassen bedeutet, den Eigenwert der Natur anzuerkennen und den Schutz der Natur aufgrund ihres intrinsischen Wertes in den Mittelpunkt zu stellen! Die Möglichkeit zur uneingeschränkten Entwicklung auf bestimmten Flächen billigt ihr dieses Eigenrecht auf Existenz zu, verlangt von uns Menschen aber auch die Abkehr von einer Einordnung in »gut« und »böse«, oder »schädlich« und »nützlich«. Kaum irgendwo tritt dies so deutlich zutage, wie in wieder sich selbst überlassenen Wäldern.
Hier stellt das Ermöglichen natürlicher Abläufe keinen Rückschritt, sondern vielmehr einen gewaltigen – kulturellen – Fortschritt dar! Doch sind wir als Gesellschaft bereit, »Unordnung« zu akzeptieren? Vermögen wir es eigentlich, uns dieser »Alles-ist-machbar«-Mentalität zu entziehen? Oder ist nicht der Wunsch, unsere Welt vollständig kontrollieren zu wollen, in Wirklichkeit ein »Holzweg«, der uns eine falsche Sicherheit verspricht? Indem wir Wildnisentwicklung zulassen, erlauben wir auch unserem Denken eine neue Richtung einzuschlagen. Nichtstun tritt an die Stelle des ständigen Machens, und – damit verbunden – zufällig und ungeplant Entstandenes zu respektieren. Das Entwickeln von Demut angesichts der vielfältigen Begegnung mit Pflanzen, Tieren, Strukturen und Prozessen in wilder Natur – großen wie kleinen, gewaltigen wie unscheinbaren, das Staunen über das nicht vom Menschen gemachte – all das ermöglicht uns eine neue Wertvorstellung angesichts unserer immer schnelllebigeren modernen Umwelt. Durch das Betrachten eines Urwaldes gelangen wir zu einem anderen Zeitverständnis und akzeptieren, dass die Abläufe in Zeit und Raum inmitten der Wildnis anderen Gesetzmäßigkeiten folgen. Womöglich erhalten wir sogar Anstöße dafür, unser eigenes Leben wieder zu »entschleunigen« und zu einem Zeitmaß zurück zu finden, in dem Geduld eine positive Eigenschaft darstellt.
Wieviel Leben findet sich alleine auf einem Stück vermodernden Holz - in der englischen Sprache gibt es dafür statt dem Begriff "Totholz" den viel bezeichnenderen Namen: "nurse log"... also "Ammen-Holz" - nicht der Tod, sondern vielmehr die Lebensgrundlage für unzählige Arten und Vielfalt im Wald
Aldo Leopold
Das Zulassen von Wildnis und unbeeinflusster Natur, sowie das bewusste Hintanstellen von menschlichen Bedürfnissen und Nutzungsansprüchen zugunsten natürlicher Prozesse wird von künftigen Generationen vielleicht als eine der größten kulturellen Leistungen des 21. Jahrhunderts verstanden werden.
Henry David Thoreau, “Walden”
Zugegeben, das Akzeptieren von Windwürfen oder Borkenkäfern, das Erleben freier Naturdynamik und unbeeinflussten Entwicklungen ohne menschliches Zutun erfordert ein Umdenken in unseren Köpfen. Aber es bedeutet auch, zu neuen Erkenntnissen zu gelangen. Was wissen wir denn wirklich von wilder, mitteleuropäischer Natur? Wie entwickelt sich ein Wald ohne menschliches Lenken und Eingreifen, vor allem in langfristiger Perspektive? Die Zukunft unserer Nationalparks und Schutzgebiete stellt eine einzigartige Möglichkeit dar, unsere Kenntnisse um bedeutsame Facetten zu erweitern, und bedeutet vielleicht auch, althergebrachte Meinungen über Bord werfen zu müssen. Alles in allem verlangt es jedoch auch ein wenig mehr Vertrauen in die unendliche Regenerationsfähigkeit und das perfekt eingespielte, jahrtausendealte
Zusammenwirken von Tier- und Pflanzenwelt.
Der Mensch ist ein Teil der Natur und unterliegt auch der Evolution, die weitergeht und nicht mit dem Menschen endet. Schutzgebiete, wie zum Beispiel die Nationalparks Gesäuse in der Steiermark oder Kalkalpen in Oberösterreich, stellen jedoch sicher, dass diese evolutionären Prozesse auch in Zukunft inmitten einer reichhaltigen Biodiversität weiter ablaufen können. Wir wissen, dass wir nur eine von mehreren Millionen Arten sind und sollten darüber hinaus nicht vergessen, dass wir mit allen diesen stammesgeschichtlich verwandt sind. Nationalparks helfen uns dabei, uns aus dem Mittelpunkt herauszustellen und uns als Teil – und nicht als Zentrum – dieser Entwicklung zu betrachten.
Keine menschlichen Eingriffe zulassen, bedeutet aber auch, einen Naturschutz zu akzeptieren, der nicht auf das Konservieren eines gefälligen Ist-Zustandes ausgerichtet ist, sondern der dynamische – eben ungeplante – Prozesse zulässt. Jedes Unwetter, jede Lawine oder Sturmböe vermögen somit eine neue Entwicklung einzuleiten. Natur zählt zu den elementaren Grundbedürfnissen des Menschen und doch hat sich unser natürliches Umfeld im Verlauf der letzten 50 Jahre tiefgreifend verändert. Uns Menschen und vor allem unseren Kindern jedoch auch in Zukunft ausreichende Naturerfahrungsmöglichkeiten zu geben, ist somit eine der zentralen Herausforderungen der Schutzgebiete weltweit.
Eigentlich wurde mir die Fotografie ja praktisch „in die Wiege gelegt“. Geprägt durch die elterliche Naturverbundenheit und als Sohn eines Fotografen war ich schon früh mit dem Medium vertraut und durfte mich bereits seit frühen Kindheitstagen als stolzer Besitzer einer Kamera daran machen, die Schönheiten dieser Welt mittels Blick durch den Sucher einzufangen.
Seitdem vergingen viele Jahre, die mich und mein Hobby zu den faszinierendsten Plätzen dieser Erde führten und meine Vision, die Natur in all ihrer Pracht - aber auch ihrer Verletzlichkeit zu dokumentieren, reifen ließ. Zusätzlich habe ich das Glück, bereits seit vielen Jahrzehnten eng mit den österreichischen Nationalparks verbunden sein zu dürfen, und so ist meine berufliche Tätigkeit als Leiter der Natur- und Umweltbildung in einem der schönsten Nationalparks Österreichs, dem Gesäuse, ist die perfekte Ergänzung für diese Leidenschaft.
Als Leiter der Nationalpark Fotoschule und als Präsident des Vereins für Tier- und Landschaftsfotografie Österreichs - VTNÖ - besteht für mich die besondere Möglichkeit, die Naturfotografie in all ihren Facetten sowohl aus beruflichem als auch privatem Interesse perfekt zusammenzuführen.
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21.11. 2022 bis 09.01. 2022 - Tummelplatz Galerie, Linz
17.10. bis 11.12. 2022 - Galerie Fokus, Admont
12. - 13. 11. 2022 - Photo+Adventure, Wien/Vösendorf
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Versprechen der Originalität
Ich bin stolz darauf, ein kreativer Künstler zu sein. Kreativität ist definiert als die Herstellung neuartiger (d. h. origineller) und nützlicher Produkte.
Daher habe ich nie die Absicht, die Arbeit eines anderen Fotografen zu kopieren. Ich bemühe mich ebenfalls, zumeist keine gewöhnlichen und
bereits bekannten Motive zu fotografieren.
Ich bitte daher auch um Respekt gegenüber meinen eigenen Fotografien und ersuche, diese NICHT zu kopieren.
Sollten Sie Interesse an einem FineArt-Print eines meiner Bilder haben, dann freue ich mich über eine Nachricht von Ihnen!
Mein Versprechen an Sie: Jedes Bild, das Sie auf dieser Website sehen, ist nach meinem besten Wissen und Gewissen eine Originalkomposition.
Ansel Adams
Die Jahreszeiten wandern durch die Wälder.
Man sieht es nicht. Man liest es nur im Blatt.
Die Jahreszeiten strolchen durch die Felder.
Man zählt die Tage. Und man zählt die Gelder.
Man sehnt sich fort aus dem Geschrei der Stadt.
Das Dächermeer schlägt ziegelrote Wellen.
Die Luft ist dick und wie aus grauem Tuch.
Man träumt von Äckern und von Pferdeställen.
Man träumt von grünen Teichen und Forellen.
Und möchte in die Stille zu Besuch.
Man flieht aus den Büros und den Fabriken.
Wohin, ist gleich! Die Erde ist ja rund!
Dort, wo die Gräser wie Bekannte nicken
und wo Spinnen seidne Strümpfe stricken,
wird man gesund.
Die Seele wird vom Pflastertreten krumm.
Mit Bäumen kann man wie mit Brüdern reden
und tauscht bei ihnen seine Seele um.
Die Wälder schweigen. Doch sie sind nicht stumm.
Und wer auch kommen mag, sie trösten jeden.
Haben Sie eine Frage, Interesse an einzelnen FineArt Prints meiner Bilder oder einen Kommentar? Lassen Sie es mich bitte wissen.
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